Cost Average Effect

BTC - EUR Kurs zum "Allzeithoch" 2013

Wenn man in die Crypto-Welt einsteigt und sich ein paar Coins kaufen will – sei es als Inflationsschutz, oder weil man damit spekulieren will, hört man oft den Ratschlag: “Du musst den Cost Average Effect nutzen!”. Wir wollen uns in diesem Beitrag ansehen was dieser Effekt ist und ob er auch wirklich nutzt. Spoiler: nicht immer.

Der Cost Average Effect bezeichnet den Effekt, dass man bei laufenden gleichbleibenden Investitionen in ein Asset (Aktien, Fonds oder eben auch Cryptos), in Zeiten von Kurstiefs mehr einkauft (den Preistiefstand also ausnutzt) und in Zeiten, in denen ein Kurs hoch ist (also wenn es gerade teuer ist zu kaufen), weniger einkauft. Bei gleichbleibender Investitionsrate bekommt man bei hohen Preisen also weniger Einheiten eines Asset für sein Geld. Wenn im Anschluß der Kurs danach sinkt (das Asset also an Wert verliert), ist der Verlust nicht so hoch, als wenn man zu hohen Preisen mit einer großen Investition auf einen Schlag gekauft hätte. Durch die regelmäßigen gleich hoch bleibenden Investitionsraten kauft man dafür in Zeiten von Kurstiefs (wenn das Asset gerade billiger zu haben ist) mehr Einheiten davon, als bei einem Kurshoch. Man kauft also “billig” nach. Effektiv erhält man so also durchschnittliche Kosten für sein Asset, die im besten Fall weit unter denen liegen, die angefallen wären, wenn man zu einem Kurs-Hochpunkt sein Geld auf einen Schlag investiert hätte.

Sehen wir uns das anhand eines Beispiels an. Nehmen wir an, wir hätten die Summe von 17.000 EUR zur Verfügung und wollten die vor ein paar Jahren in Bitcoin anlegen. Wir nehmen uns als Strategie folgendes vor:

  1. wir wollen uns nicht mit dem Stress des Day Trading plagen
  2. einmal im Monat sollen also 200 Euro in Bitcoin angelegt werden. Dank Cost Average Effect ist uns der Preis egal.
  3. Es ist ein Investment in ein Produkt an das wir grundsätzlich glauben. Der Kurs wird unserer Meinung nach steigen (warum sollte man sonst darin investieren? Dazu später mehr…).

Ich schreibe diesen Artikel am 04.01.2021. Mit den Beispiel-Daten hätte man am 01.01.2014 anfangen müssen, monatlich zu investieren, um die 17.000 EUR heute aufgebraucht zu haben. Was hätte man damit an Bitcoins eingekauft?

Wir haben in dem Beispiel 85 mal Bitcoins gekauft. Beim ersten Einkauf lag der Kurs noch bei 547 EUR / BTC – wir erhielten also 0,37 BTC für den Einkauf. Schon am 01.02.2015 konnten wir uns freuen und ein Tief mitnehmen. Bei einem Kurs vom 200,99 EUR / BTC gab’s einen ganzen Bitcoin!

Datenquelle von https://www.CryptoDataDownload.com

Am 01.01.2018 haben wir kurz nach dem 2017er All-Time-High eingekauft und bezahlten für 0,02 Bitcoin einen Preis von “nur” 11.350 EUR. Man stelle sich nur vor man hätte an diesem Tag seine 17.000 EUR komplett investiert… die nächsten drei Jahre kommen einen dann schon lang vor…

Nach 85 Einkäufen haben wir durchschnittlich 0,28 Bitcoin je Kauf bekommen und am 01.01.2021 haben wir 24,18 Bitcoin angespart. Das entsprach am 01.01.2021 einem Wert von 411.128,7 EUR.

Datum Installment  BTC/Inst.17k Invest  akt.Gegenwert 17k Invest
01.01.2014200,00 €0,37  31,08  528.336,38 €
01.01.2018200,00 €0,02  1,50  25.462,56 €
01.01.2020200,00 €0,01  0,71  12.052,66 €
Anzahl der Bitcoin je Kauf um 200 Euro bzw. um 17.000 und deren Gegenwert zum 01.01.2021 in Euro bei einem einmal Investment von 17.000 Euro.

Hat uns der Cost Average Effect genutzt?

Machen wir die Gegenprobe. Mit unseren 17.000 Euro wollen wir die nächsten 7 Jahre in Bitcoin nach den 3 oben genannten Gesichtspunkten investieren. Wir nehmen an, wir hätten am 01.01.2014 die 17.000 EUR komplett in Bitcoin investiert. Was hätte sich geändert?

Wir hätten statt 85 Einkäufen nur einen einzigen gemacht (und damit 84 Mal Transaction Fees und (Börsen-)Gebühren bzw. Spread gespart, der Einfachheit halber lassen wir diese Kosten für das Beispiel außen vor). Mit diesem einem Einkauf hätten wir 31,08 Bitcoin erworben. Diese entsprachen am 01.01.2021 einem Wert von 528.336,38 EUR.

Die kompletten 17.000 EUR waren über die Zeit voll investiert. Wer eine bestimmte Summe zum Investieren übrig hat, muss sich mit einer Einmal-Investition keine Gedanken über Opportunitätsgewinne machen. Wenn man die 17.000 nicht auf einen Schlag, sondern in regelmäßigen Kaufen investiert hätte, hätte man mit seinem nicht investiertes Geld in den sieben Jahren etwas anderes machen können. Auf dem Sparbuch hätte es nur an Wert verloren (außer man hat sich höhere Zinsen als die Inflation erhandelt).

Wer also vor hat, eine bestimmte Summe, die augenblicklich zur Verfügung steht, in ein Asset zu investieren, ist besser bedient, dieses auch als ganzes zu investieren.

Wer allerdings die Summe (noch) nicht augenblicklich zur Verfügung hat und über den Zeitraum ein Vermögen in einem Asset ansparen will, der profitiert zwar nicht vom Cost Average Effect, er schadet aber auch nicht.

Kurzum: egal ob man nun kleine Beträge sparen oder einmal eine größere Summe investieren will, sollte die Entscheidung der Investition nicht vom Cost Average Effect abhängig machen, sondern von der eigenen Überzeugung, wie sich ein Asset entwickeln wird. Denn wenn der Preis für ein Asset fällt, nutzt einem weder die Einmalinvestition noch der Cost Average Effect. Der Cost Average Effect bringt also nichts, wenn man in Asset investiert von dem man glaubt, dass es im Wert steigt. Der Cost Average Effect sollte eure Entscheidung also nicht beeinflussen.
Wichtiger Cost Average Effect ist die Überlegung, nur so viel zu investieren, dass man einen Totalverlust der Investition überdauern kann.

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