Ein paar Tage lang gingen die Gerüchte um Chinas Regierung wolle (wieder einmal) gegen Bitcoin vorgehen. ICOs wurden verboten. Dies lies den Wert von Bitcoin wieder volatiler werden – nach langen Steigerungen ging der Trend nun bergab. Doch Bitcoin konnte dieses Verbot wenig anhaben. Dann kam aber der Hammer: Chinas Regierung lässt bis Ende des Monats die größten Bitcoin Börsen sperren. Was für Auswirkungen wird das haben?
Eines Vorweg: Fix is nix.
Der nachstehende Text spiegelt lediglich meine Vermutungen über die zukünftige Entwicklung wider. Denn: wer kennt schon die Zukunft.
Zunächst schauen wir uns mal die Umgebungsvariablen an (soweit diese bekannt sind, denn was genau China, vorhat ist immer noch nicht ganz klar):
- Chinas Regierung verbietet ICOs und schließt quasi von heute auf morgen alle Bitcoinbörsen.
- In China befinden sich die meisten bzw. größten Miningpools.
- Chinesen leben mit sehr restriktiven Gesetzen, die es verhindern sollen, dass chinesische Devisen (Vermögen) leicht ins Ausland transferiert wird.
- In China leben immerhin rund eine Milliarde Menschen, was China zu einem riesigen Markt macht.
- China ist ein globaler Player und es besteht Grund zur Annahme, dass andere Länder Chinas Beispiel folgen werden.
- China hat ICOs und Börsen ausgeschaltet, nicht aber Bitcoin selbst verboten.
- Der Kurs von Bitcoin brach binnen drei Tage von ca. 3.650 EUR auf ca. 2.750 EUR ein.
„Börsen sind gesperrt, nicht aber Besitz, Handel oder Mining.“
Miningpoolbetreiber haben viel in ihre Infrastruktur investiert, für sie wäre ein Verbot von Bitcoin ein schwerer Schlag. Allerdings wurde weder Besitz, noch das Handeln oder gar das Minen von Bitcoins verboten. Bisher scheint es überhaupt so zu sein, dass China an die Börsen herantrat und sie – mehr oder weniger freundlich – darauf hinwies, dass sie keine Lizenzen hätten und deshalb (zumindest bis zur Erlangung einer Lizenz) schließen müssten. Miner trifft das ganze also gar nicht so schwer, wie man zunächst meinem möchte. Allerdings wird es für sie schwerer BTC in Fiat Währungen zu wechseln. Auch wenn Services wie localbitcoins.com in den letzten Tagen massiv an Usern aus China gewannen, sind diese für Miner kein brauchbarer Ersatz um große Mengen an BTC unkompliziert in Fiat zu wechseln. Können Miner aber Investitionen und Kosten mittels BTC begleichen, ist auch der Wegfall der Börsen für sie kein allzu großes Problem. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Börsen in China bald wieder zur Verfügung stehen werden. Dann aber wohl mit massiven Auflagen für KYC und GWG. So etwas ähnliches hatten wir im Bitcoin Universum schon einmal, als in den USA die KYC und GWG Richtlinien verschärft wurden, „flohen“ viele einstige Pioniere der BTC Szene aus den Staaten – Bitcoin selbst hat das nicht geschadet.
„Miner und User könnten auf Börsen außerhalb Chinas ausweichen.“
Wäre da nicht die restriktiven Gesetze Chinas, die verhindern sollen, dass chinesische Devisen leicht außer Landes gebracht wären, könnten Miner und User auf Börsen außerhalb Chinas ausweichen. Allerdings werden sich, zumindest große Börsen, an die chinesischen Gesetze halten und erst gar keine Bankverbindungen für chinesische Bürger zur Verfügung stellen. Man kann aber davon ausgehen, dass diejenigen Chinesen, welche Vermögen ins Ausland transferieren, dies auch ohne die Hilfe von Börsen schaffen werden. Besonders wenn die zukünftigen wiederauferstandenen Börsen gläserne User produzieren werden.
„China könnte versuchen über 1 Milliarde Menschen von Bitcoin abzuschneiden.“
Durch diese Einschränkungen und weitere vielleicht noch kommende und drastischere, könnte China versuchen seine Bürger – immerhin rund 1,4 Milliarden Menschen – von Bitcoin abzuscheiden. Ähnlich wie man es auch beim Internet versucht und auch (teilweise) geschafft hat. Ich persönlich würde meinen, mit dem Ziel einen „chinesichen Volkscoin“ zu generieren, der unter der Kontrolle der Regierung steht – was sich wohl die meisten Regierungen, die BTC gegenüber negativ eingestellt sind, wünschen.
Doch die dezentrale Natur von Bitcoin wird dies wohl zu verhindern wissen. Und selbst wenn die Nutzung für Bitcoin für die Menschen so unbequem wird, dass sie lieber darauf verzichten, ist das für das Ökosystem Bitcoin nicht sonderlich relevant. Der Anteil Chinas an diesem Systems (Umsatz an den Börsen u.ä.) liegt wohl irgendwo um die 10%. Für den gesamten Markt ist das zwar nicht wenig, aber bei weitem zu wenig um „systemrelevant“ zu sein. Darüber hinaus werden „Bitcoin Verbote“ wohl über kurz oder lange Regulationen für Bitcoin weichen – welcher Staat will sich schon die Steuern darauf entgehen lassen? Und wie groß die „Lust“ auf solche Steuereinnahmen ist, zeigt das Beispiel Hanf sehr gut. Lange Jahre verpönt wurde dieser weltweit (vor allem in den USA) unter auflagen legalisiert und lässt die Staatskassen klingeln. Und Bitcoin hat, im Vergleich zum Hanf, noch den Vorteil ein weniger negatives Image zu haben – da fällt die Legalisierung auch politisch leichter.
„Warum brach der Kurs so massiv ein?“
Mittlerweile ist Bitcoin wohl (so genau weiss man es ja, dank Bitcoins Technik nicht) im Fokus von finanzstarken Anlegern. Und die treffen ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen wohl ähnlich wie Aktionspekulanten: Schlechte Nachrichten verursachen schnell Kursstürze. Man vergleiche nur die Ölkatastrophe BPs im mexikanischen Golf oder aktueller den Dieselskandal von VW. Kaum traten die negativen Nachrichten auf, werden die Aktien panikartig abgestoßen und Kurs fällt. Kehrt dann wieder Ruhe und Besonnenheit ein, steigt der Kurs wieder. Wenn denn nicht andere Faktoren ein altes Hoch verhindern (VW z.B. sieht generell mit Verbrennungsmotoren einer rosigen Zukunft entgegen).
Spekulanten, die am schnellen Euro interessiert sind, verlassen blitzartig das System. Leute die schon länger dabei sind, und mit der Volatilität des BTC vertraut sind, sowie Leute die mit einer Langzeitstrategie investiert sind, bleiben und blieben.
Der Wert des Bitcoin wird also sehr schnell wieder steigen, wenn das jemand den finanzstarken Stakeholdern im System erklärt.